Das Generalbassspiel ist für viele musikalischen Betätigungsfelder bereichernd, insbesondere für Schulung des harmonischen Denkens, für Improvisation und insbesondere für improvisatorisches Liedspiel (quasi als methodische Vorstufe vor dem Ausharmonisieren ohne irgendwelche Hinweise/Vorgaben).
Hier sind wichtige Grundlagen und Einstiegsübungen. Das angegebene Übungslied „Lobet den Herren“ hat großen exemplarischen Wert und hohe Transferqualität.
Es lohnt sich, diesen Choral „Lobet den Herren“ genauestens zu analysieren (melodische Strukturen, Harmonisation) und z. B. einen Ganzton nach oben + unten zu transponieren. (s. u. als pdf-Datei!)
Prof. B. Frank
GENERALBASS + TONSATZTECHNISCHE GRUNDLAGEN
(s. H. Grabner: Generalbassübungen, S. 9 + Übungsbsp. Nr. 3: „Lobet den Herren“)
Stimmführungsregeln:
– Gemeinsame Töne bleiben liegen
– Gesetz des nächsten Weges
– Verbot von Quint-, und Oktav- und Einklangsparallelen
Auflösungsregeln des Dominantakkordes (D7-T):
Grundton bleibt liegen. Alle anderen Töne gehen abwärts, auch die Septime, außer der Leitton.
Sextakkord:
– Basston ist Terz des Akkordes
– Meist ohne Terzverdoppelung (wegen Parallelen-Gefahr + aus klanglichen Gründen)
– Verpflichtende Terzverdoppelung: wenn in Melodie und Bass die Terz vorgeschrieben ist
– Terzverdoppelung wird empfohlen: wenn zwischen den Außenstimmen eine kontrapunktische Gegenbewegung vorliegt („Horizontale dominiert über Vertikale“)
Sextakkord eines verminderten Dreiklangs:
– in dominantischer Funktion (Substitut):
auf der VII. Stufe in Dur und harmonisch sowie melodisch Moll
(funktionstheoretisch ist er ein verkürzter Dominantseptakkord mit Quint im Bass)
– in subdominantischer Funktion (Substitut):
auf der II. Stufe in harmonisch sowie äolisch Moll
(funktionstheoretisch ist er auch subdominantisch mit Sext statt Quinte: s6)
– mit Terzverdoppelung ausführen (wegen: doppelter Leittönigkeit und Tritonus-
„Verstärkung“)
6-5 unter demselben Basston:
Grundstellungsakkord mit 6-5 Vorhalt
Vorhaltsquartsextakkord:
– Kommt nur bei Dominante vor
– Klanglich identisch mit dem Tonika-Quartsextakkord
Kirchentonalität: (s. auch ausführlichen Artikel: „Ausharmonisierungsregeln für kirchentonale Lieder“)
z. B.
– Jeder Akkord kann vor und nach jedem folgen
– Schlüsse müssen nicht ausschließlich V-I oder IV-I Folgen sein
Trugschluss (klassischer Trugschluss):
– Dominante löst sich nicht in die I. Stufe (Tonika) sondern in die VI. Stufe (Tonikaparallele) auf
– In Dur ist Trugschlussakkord ein Mollakkord und in Moll ein Durakkord
– Variant-Trugschluss: Wenn in Dur der Trugschlussakkord der gleichnamigen Molltonart verwendet wird.