LIEDSPIEL: KONZEPT FÜR GESAMTDARSTELLUNG

Auflistung von Empfehlungen für eine Gesamtdarstellung eines Liedes mit Vorspiel, 2 Strophen, modulatorischem Zwischenspiel und Nachspiel.

VORSPIEL

1.      Funktionen: Vorbereitung von Charakter, Tonart (beachte Stimmumfang von Schülern!) + Tempo

2.      Länge: 4- oder 8 Takte, maximal so lang wie das Lied selbst

3.      Formale Anlage: meist symmetrisch (2, 4, 8 Takte; außer bei Polyphonie mit Imitation)

4.      Gestaltungsmittel: motivisches Material aus dem Lied (z. B. signifikantes Motiv)

5.      Satztechnik: nicht in Mittellage wie nachher in der 1. Strophe; Farbgestaltungen und Instrumentationsvorstellungen

6.      Ende: am besten dominantisch (stärkerer Aufforderungscharakter für den Singeinsatz)

 

STROPHE

1.      Harmonisation und Satztechnik: stilistisch authentisch (s. meine Liedspielschule im Schott Verlag!)

2.      Melodie mitgespielt

3.      Begleittechnik und Satztechnik können innerhalb der Strophe variativ gestaltet werden („Einheit in der Vielfalt“), ohne die Strophe zu „überladen“: z. B. Stützakkorde in Generalbassspiel-Manier, kleine oder große nachschlagende Begleittechnik mit Wechselbass, Arpeggiotechniken (Albertibassformel usw.)

 

ZWISCHENSPIEL

1.      Modulierend: Ganzton aufwärts oder abwärts; je nach Stil: passende Modulationstechnik, z. B. diatonische Modulation usw.

2.      Länge und formale Anlage wie Vorspiel, aber meist nicht länger als 8 Takte

3.      Gestaltungsmittel: Ausgangspunkt sollte motivisches Material aus dem Lied sein

4.      Satztechnik: Mittellage vermeiden; Farb- und Instrumentierungsvorstellungen

 

STROPHE

1.      Melodie wird gesungen und nicht mitgespielt

2.      Begleittechnik und Satztechnik anders als in 1. Strophe

3.      Stil: entweder eine stilistische Variante zur 1. Strophe oder stilistisch im Kontrast zur 1. Strophe: z. B. in einem historisch gesehen späteren Stil: z. B. Romantik, gemäßigte Moderne, Pop/Rock/Jazz

 

NACHSPIEL

1.      Formale Anlage: symmetrisch (s. o.) oder frei wie z. B. bei „fade out“-Technik

2.      Gestaltungsmittel: z.B. vom Text inspirieren lassen, Schlussmotiv des Liedes frei verarbeiten usw.

3.      Satztechnik: anders als vorher oder oft auch variativer Rückgriff auf Vorspiel (s. geschlossene Form); Farb- und Instrumentationsvorstellungen

 

Literatur

Bernd Frank: KLAVIERIMPROVISATION, Liedbegleitung vom Choral bis zum Popsong, Schott Verlag, 2007

Bd. 1: Lied und Choral von der Antike bis zur Gegenwart

Bd. 2.: Internationale Folklore und Rock/Pop//Jazzsong

Veröffentlicht von

Prof. Frank

Seit 1983 Professor für Schulpraktisches/Unterrichtspraktisches Klavierspiel, Klavierimprovisation und Jazz (z.B. Jazzpiano, Chor) an Hochschule für Musik in Mainz